Die Landschaft der deutschen Metal-Veröffentlichungen wird in diesem Jahr durch das Debutalbum von In Fragments aufgewertet: POLYCHROME ist seit heute überall erhältlich und für alle Metalcore-Liebhaber wärmstens zu empfehlen. Vorab machten bereits die Singles KATHARSIS und SPARK Laune auf das Album und versprachen einen klassischen Metalcore-Mix mit Hooks und Passagen mit Clean-Vocals und Versen mit aggressiven Shouts. Die Erwartungen wurden im Zuge der 13 Tracks auf POLYCHROME bestens erfüllt. So glänzt das Album weiterhin mit technisch ausgefeilten Gitarrenriffs und -melodien sowie elektronischen Elementen, die den Gesamtsound gekonnt abrunden. Die mitreißenden Breakdowns wirken gut platziert und ebenfalls durch elektronische Effekte aufgewertet. Über das Release und den Entstehungsprozess wollten wir mit der sechsköpfigen Band aus Hamburg sprechen und treffen In Fragments auf ein Bier…
Seit heute ist euer Debutalbum „Polychrome“ veröffentlicht. Was hat euch für die Arbeit am Album inspiriert?
In Fragments: Weil wir Bock drauf hatten und uns stiltechnisch weiterentwickelt haben. Ein Album zu schreiben ist eine große Herausforderung und wir wollten herausfinden, ob wir dieser gewachsen sind. Wir hatten zuvor nur einzelne Songs veröffentlicht und wollten als nächsten großen Schritt ein Statement mit einem Long Player setzen.
Wo ordnet ihr euch musikalisch ein? Welche Genres inspirieren euch generell beim Songwriting?
In Fragments: Haha, da haben wir schon viel ausprobiert, aber in der Metal-Szene hat sich bisher ,,Progressive Metalcore” bewährt. Zwei Wörter, die wohl am ehesten beschreiben, was und wo wir sind. Außerhalb der Metal-Community sind wir dann einfach nur Metal und für den großen Teil unserer Familien ,,Krach” und ,,Schreimukke”. Unser Schreihals Nico würde wahrscheinlich sagen: ,, […] ‘n bisschen Kuscheln, ‘n bisschen Hauen”. Musikalisch inspiriert werden wir u.a. vom Djent, progressive Metal bzw. relativ experimentellen und populären Genres.
Welche Musik/Bands feiert ihr persönlich?
In Fragments: Wir hören alle sechs durchweg verschiedenen Kram. Haben aber alle ein paar Bands und Musikstile, die wir gemeinsam feiern. Tesseract, Periphery, Architects, Dance Gavin Dance, Billy Talent, Monuments, Linkin Park, Avenged Sevenfold, Gojira, Bullet for my Valentine, Black Veil Brides, Ice Nine Kills, Veil Of Maya, Incubus, Billie Eilish, Snarky Puppy, Sungazer, Falco, Alexander Markus, Helge Schneider, u.v.m. Wir sind da sehr offen und neugierig was die Musikwelt bzw. uns so bewegt.
Was war eurer Meinung nach das beste Release in diesem Jahr?
In Fragments: Dass wir uns mal auf ein bestes Release einigen könnten ist utopisch. Es gab einige gute Releases wie zum Beispiel: For Those Who Wish To Exist – Architects, Deadnest – Monuments, Omega – Epica, The Witness – VOLA. Das Jahr ist ja zum Glück noch nicht vorbei und vielleicht gibt’s da ja noch ein Release, bei dem wir uns einig werden. 😉
Inwiefern wirkte sich Corona auf euer Schaffen aus? Wie habt ihr die konzertfreie Zeit überbrückt?
In Fragments: Auch wir wurden natürlich dazu gedrängt, mehr digital zu agieren und haben deshalb einen Discord-Server erstellt, über den wir wöchentlich Meetings abgehalten und uns um das Release des Albums gekümmert haben. Da wurde dann über den Mix und den Master, Marketing, Release-Planung, Videodreh, Sängersuche, Rerecordings der Vocals und Finanzierung gesprochen. Und wenn wir damit fertig waren, haben wir online Randoms in Age Of Empires 2 geklatscht. Wir konnten die Zwangspause also sinnvoll nutzen, um uns vollkommen auf das Album zu konzentrieren. Jetzt wo live Gigs hoffentlich wieder möglich sein werden, freuen wir uns mega darauf, euch das Ding live um die Ohren zu schmettern.
Im Sommer letzten Jahres gab es ja eine Veränderung in eurer Band aufgrund eines Sängerwechsels – und nun knapp ein Jahr später gibt es schon das Debutalbum. Wie habt ihr diese Veränderung wahrgenommen? Hat direkt alles super funktioniert oder gab es anfangs auch Schwierigkeiten?
In Fragments: Für uns persönlich und den Release-Plan war das ein herber Rückschlag. Wir waren uns nicht sicher, ob und wie schnell wir die Lücke füllen würden. Glücklicherweise konnten wir schon nach wenigen Auditions unseren neuen Sänger Mark über Youtube finden. Seine langjährige Live- und Studio-Erfahrung hat den Prozess wieder schnell vorangebracht. Da wir zum Zeitpunkt des Wechsels bereits in der Pre-Production für das Album waren, hatten wir schon viele Gesangsspuren geschrieben. Mark konnte sich einfach an diesen orientieren und so war es möglich, die Produktion des Albums schnell abzuschließen. Zusammengefasst fühlte es sich an, als ob Mark schon seit Anfang an dabei war.
Inwiefern unterscheidet sich euer kommendes Release musikalisch zu älteren Songs von euch?
In Fragments: Wir haben uns das Ziel gesetzt, mutiger, verspielter, gereifter an das Songwriting heranzugehen und trotzdem ein kohärentes Werk zu schaffen, das wie aus einem Guss klingt. Dabei war uns auch wichtig, uns selbst als Musiker zu fordern, um daran zu wachsen. Viele Songs auf dem Album begleiten uns schon seit einigen Jahren und sind mit uns gewachsen. Wir freuen uns, sie endlich in finaler Form auf diesem Album zu präsentieren.
Was ist das krasseste Konzert, das ihr jemals gespielt habt?
In Fragments: Sich auf das krasseste zu einigen ist schwierig, aber das schönste war definitiv auf der jungen Bühne der Kieler Woche 2019. Wahnsinnig heiß, wir haben geschwitzt wie blöde, haben in den Sonnenuntergang gespielt, während die Menge auf dem Platz einfach nur eskaliert ist.
Welcher eurer Songs ist euch selbst am wichtigsten und warum?
In Fragments: Hinsichtlich des letzten Jahres ist es wohl Canvas. Das war der erste Song über den Mark gesungen und uns eine Demo geschickt hat. Zu einem Zeitpunkt, an dem wir nicht so richtig weiter wussten und uns unsicher waren, ob wir überhaupt noch einen Sänger finden würden, hat uns das sofort wieder Hoffnung gemacht. Jan hat Nico damals angerufen und meinte nur zu ihm „wir haben ihn“. Das war kurz nach Mitternacht und wir waren aufgeregt wie kleine Kinder. Nico lief nur noch auf und ab und konnte sich nicht beruhigen. Das war ein Moment, der die Band wieder zusammengeschweißt hat.
Mit welcher Band würdet ihr gerne mal ein Bier trinken?
In Fragments: Snarky Puppy. Einfach phänomenale Musiker. Da gäbe es so viel zu erzählen.