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Auf ein Bier mit… Traveller

Den 12. März 2021 könnt ihr euch schon mal fett im Kalender anstreichen, denn da kommt die neue EP von Traveller raus. Das gute Stück heißt DISTANCE CALLS und überzeugt bereits durch seine ersten vier Auskopplungen. Die aktuelle Single „Tidal Dream“ kam sogar erst diesen Freitag raus, den Link dazu findet ihr wie immer am Ende des Interviews. Mit der ersten EP HOURGLASS hat das Quartett die Messlatte bereits hoch angesetzt. Vor allem gesanglich wurde nun aber nochmal ordentlich aufgestockt und insgesamt wirken die Songs einfach runder, noch verträumter, noch reißender. Am besten ließe sich der Sound daher als Atmo-Core beschreiben, er bewegt sich jedenfalls irgendwo zwischen Novelists, Northlane und Architects, geht dabei aber durchaus eigene Wege. Die Breaks, Synths und Bleghs sitzen jedenfalls! Dass hier Perfektionisten am Werk sind, hört man aber nicht nur, man sieht es auch an der Liebe zum Detail, sei es die durchweg aufwendige Videoproduktion oder das durchkonzipierte Artwork – das Gesamtpaket der Band aus Castrop-Rauxel ist einfach nur schön und nostalgisch. Apropos Nostalgie, warum ihr euch unbedingt schon mal einen Kassettenrekorder zulegen solltet und wie die Jungs sonst so ticken, erfahrt ihr im Interview.  Wir treffen Traveller auf ein Bier…

Traveller: Gute Frage! Die bekommen wir ziemlich oft gestellt. So richtig wissen wir das auch nicht. Wir machen das, worauf wir Bock haben und das ist schon so wie eine Reise. Der Weg ist das Ziel! Wohin das Ganze führt werden wir irgendwann sehen.

Traveller: Wir werden meistens als Post-Metalcore oder Djent eingeordnet. Selber gehen wir da gar nicht groß ins Detail, da wir uns an vielen Stellen von Core Genres über Indie und Melodic Hardcore bis Rap inspirieren lassen. Alles, was wir gut finden, fließt auch irgendwo mit in unsere Songs rein, da machen wir uns keine Gedanken um das Genre. Das bestimmen dann unsere Zuhörer, zu welchem Genre wir eigentlich gehören.

Traveller: Da ist von A bis Z wirklich alles dabei. Wenn wir uns unsere Jahresrückblicke auf Spotify anschauen, sind ziemlich viele Genres und Künstler/Bands drin: der Core-Bereich mit Bands wie Currents, Alpha Wolf, Spiritbox und Bring Me the Horizon; der Rap-Bereich mit Künstlern wie Ufo361 oder Drake und viel aus dem Pop-Bereich, was eben so gerade auf Radiosendern läuft. Wir haben viele gemeinsame Nenner in unseren Musikgeschmäckern, aber größtenteils hören wir sehr Unterschiedliches. Und das ist auch irgendwo gut so, weil man verschiedene Einflüsse mitbringen kann und nicht unbedingt im Einheitsbrei rummischt.

Traveller: Da der Release von Singles mittlerweile Standard in der Musikbranche geworden ist, ist das natürlich ein riesiger Topf an potentiellen Kandidaten. Es gab sehr viele gute Singles, wie z.B. The Weeknd’s “Blinding Lights”, “Level of Concern” von Twenty One Pilots oder “Holy Roller” von Spiritbox. Der Preis für die beste EP könnte auf jeden Fall an Bring Me the Horizon gehen für POST HUMAN und die beiden Best Album-Kandidaten wären PASSENGER von Kingdom of Giants und NUR FÜR DICH von Ufo361.

Traveller: Im Gegensatz zur ersten EP haben wir bei dieser mehr im Vorfeld festgelegt, was wir machen wollen. Ein großer Vorteil hierbei war natürlich, dass wir für uns bereits einen musikalischen Vibe etabliert hatten, auf dem wir aufbauen konnten. Im Prinzip haben wir ausgearbeitet, was uns an unserer Musik gefällt und was gut angekommen ist und haben diese Elemente versucht weiter zu raffinieren und auszureizen. Dazu kamen natürlich noch viele Elemente, mit denen wir schon länger experimentieren wollten, z.B. Clean Vocals, elektronische Beats usw. Fans werden wahrscheinlich in der DISTANCE CALLS EP eine reifere Version von Traveller wiedererkennen.

Traveller: Wir sind sehr kritisch mit unseren Songs und haben in der Vergangenheit bereits viel im Writing-Prozess verworfen oder auch finale Songs im Nachhinein doch beiseitegelegt. Wir hatten prinzipiell genug Material gehabt, um auch eine LP zu füllen, wir haben uns jedoch bewusst dagegen entschieden, um die Platte lieber kurz und on point zu halten, ohne Tracks, die wir im Nachhinein eventuell als unnötigen Filler betrachtet hätten. Das dürfte aber nicht weiter tragisch sein, es gibt bereits zu diesem Zeitpunkt schon neues Material!

Traveller: Die beiden wichtigsten Tracks sind wahrscheinlich „Akogare“ und „Distance Calls“.  „Akogare“ hat die DISTANCE CALLS-Ära eröffnet und uns einige Möglichkeiten geschaffen. „Distance Calls“ hat sie auf jeden Fall stilistisch am meisten geprägt. Die beiden Songs sind auch mit als erste im Prozess entstanden und waren die beiden Wegweiser, die uns durch den Writing-Prozess begleitet haben.

Traveller: Das war Jens‘ (Piepers) Idee. Interessanterweise läuft das Ganze viel besser als erwartet, da ja irgendwie die wenigsten Leute noch eine Kassettenrekorder besitzen. Grundsätzlich stehen wir aber total auf haptische Erlebnisse in der Musik und haben auch viele CDs und Vinyls im Schrank stehen und das wird wahrscheinlich der Grund für die Beliebtheit sein. Den meisten geht es um diese Haptik und sie sammeln solche Tonträger, oft auch weil ihnen das Artwork gefällt. Die Kassette hat einen ziemlich coolen Vintage Vibe und wir kommen aus einer Zeit, in der wir noch sehr viel über Kassetten gehört haben. Ist ja auch irgendwo was Besonderes, wer kann von sich schon behaupten im Jahr 2021 eine Kassette gekauft zu haben? Da vermischen sich Generationen der Musikgeschichte, das ist ganz cool. Wer weiß, vielleicht sind Kassetten ja das neue Vinyl?

Traveller: Unsere Konzert-Highlights waren definitiv in Dresden mit Adept und Crystal Lake, in Erfurt zusammen mit LANDMVRKS und Loathe und in Arnheim zusammen mit Bleed From Within. Das war schon eine coole Erfahrung mit Bands zu spielen, auf die man in der “Kindheit” aufgeschaut hat, wie Adept oder die man schon länger verfolgt und die endlich auch in Europa angekommen sind, wie Crystal Lake. Wir haben schnell gemerkt, dass es ganz normale Leute wie wir sind und fanden es cool, wie bodenständig diese etablierten Bands eigentlich sind. Dass man zusammen die Nacht durchfeiert war völlig normal! Und das Beste an den Shows war natürlich, dass die Venues komplett voll waren. Fühlt sich cool an, in einer ausverkauften Venue zu spielen.

Traveller: Der größte Punkt ist auf jeden Fall, dass wir uns größtenteils nur noch online treffen. Das funktioniert insoweit ganz gut, als man natürlich viel mehr Zeit und Fokus ins Songwriting investieren kann. Dass Shows fehlen braucht man an dieser Stelle ja wahrscheinlich gar nicht mehr betonen. Schwierig wird es natürlich damit, Videos zu drehen, bei denen man eigentlich alle Leute an einem Platz haben müsste, aber auch da haben wir Wege gefunden unser Zeug trotzdem unter Dach und Fach zu bringen.

Traveller: Aktuell würden wir wahrscheinlich am liebsten erstmal wieder als Band gemeinsamen was trinken gehen wollen. Generell fehlt es uns, mit den anderen Bands nach einer Show zusammen abzuhängen und ein, zwei Bier zu trinken. Wir wären schon damit zufrieden, überhaupt mal wieder zusammen und persönlich zu quatschen und abzuhängen.