Kommerz und Kapitalismus geht dem Vierergespann aus und um Cottbus am Arsch vorbei, im Fokus steht die Musik als solche. Dementsprechend ist der Name WELTUNTER hier auch Programm. Als quasi auditive Variante einer Bipolaren Störung, durchlauft der Hörer alle möglichen Gemütszustände, was vor allem daran liegt, dass das Kompositorium verunstalteter Sounds weder musikalische noch rhetorische Grenzen kennt. Und doch zieht sich etwas wie ein roter Faden durch die Platte. Ob das jetzt am musikalischen Talent oder am Ekel der Gesamterscheinung liegt, muss jeder selbst entscheiden – jedenfalls ist beides en masse vorhanden. Das Album an der Spitze des Abgrunds kam bereits Anfang des Jahres auf den Markt. Da WELTUNTER aber zur Pflichtlektüre eines jeden Metal-Hörers mit Vorliebe zum Wahnsinn gehört, gibt es allen Grund, die Band hinter der Maske kennenzulernen. Wir treffen VERDERVER auf ein Bier…
Wo ordnet ihr euch musikalisch ein? Welche Genres inspirieren euch beim Songwriting?
Verderver: Experimenteller Death Metal mit Grindcore-, Progressive-, aber vor allem auch Electro-Einflüssen.
Habt ihr spezielle musikalische Einflüsse?
Verderver: Metal, Breakbeat, Dubstep, Nu Metal, Deathcore, Eurodance.
Welche Musik/Bands feiert ihr persönlich?
Verderver: Da gibt’s natürlich ‘ne Menge. Neben Metal hören wir viel Techno, Hip Hop und Pop – bei den Bands wäre die Liste auch ziemlich lang: The Prodigy, The Dillinger Escape Plan, Sleep Token, Darkest Hour, See You Next Tuesday, Deichkind, Korn, System Of A Down, Tyler, The Creator, Vildjharta, Humanity’s Last Breath, Enter Shikari, War From A Harlots Mouth, Deftones …
Was war eurer Meinung nach das beste Release in diesem Jahr?
Verderver: Dieses Jahr hatten wir noch nicht viel auf dem Schirm – letztes Jahr: Doux – PRESENTS; Sleep Token – SUNDOWNING.
Welcher Track von eurem neuesten Album ist euch selbst am wichtigsten und warum?
Verderver: Das variiert nicht nur bei jedem Einzelnen von uns, sondern auch mit der Zeit. Im Moment sind es ‘Karteileiche’, ‘Vakuum’, ‘Artfremd’ und ‘Befall’.
Was war das krasseste Konzert, das ihr jemals gespielt habt?
Verderver: Wir hatten schon das große Glück, mit The Algorithm zu spielen und zwei Mal auf dem Euroblast. Aber den besten Vibe haben wir als Support für Igorrr gecatcht. 500 Leute, die ohne unsere Mucke zu kennen, so sick abgingen. Und dann kam zuletzt unsere Record Release-Show zu WELTUNTER. Alle Freunde da, alle so derbe ausgerastet. Das war überwältigend.
Wie kam es zu dem Albumcover / Wer ist das Kind / Warum dieses Bild?
Verderver: Das ist tatsächlich unser Schreihals Igrim, der da als Kind bei einem anscheinend wahnsinnig spaßigem Photoshoot festgehalten wurde. Wir waren mal bei seiner Mum zu Hause und konnten gar nicht mehr wegschauen. Aus rein privaten Unterhaltungsgründen haben wir das abfotografiert und aus Tollerei gesagt, das wird das Albumcover. Tja, das haben wir irgendwie manifestiert. Sein komplett apathischer Blick hinter dieser sehr dezent aufgetragenen Faschingsschminke spiegelt das Album und den Inhalt einfach perfekt wider.
Euer Drummer ist ja ein Computer. Welche Vor- und Nachteile resultieren daraus für die Songs?
Verderver: Mit digitalen Drums kann man so viel mehr Sounds kreieren und verunstalten. Allein in einem Song haben wir oft vier verschiedene Kickdrums und Snares, bestimmt 50 Spuren an Klimbim – allerlei verrückte Effekte und spielerische Sounds. Ein Drummer könnte das niemals live spielen, das ist alles Teil von diesem übertriebenen Mix aus Electronica und Metal.
Mit welcher Band würdet ihr gerne mal ein Bier trinken?
Verderver: Mit den Grindboys von Diaroe oder den Japanische Kampfhörspielen! Ansonsten wäre ‘ne Tour mit den alten Helden Korn oder System Of A Down natürlich ‘ne schmucke Sache.