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MMG-Jahresrückblick: Die besten Releases 2020

Jahresrückblick - Die besten Releases

Bestimmt gibt es viele, die dem Jahr 2020 wenig nachtrauern: Die Pandemie hat unser Leben mehr beeinflusst, als uns lieb ist. Besonders die Veranstaltungs- und Kreativbranche stehen vor großen Herausforderungen und auf fast alle Konzerte in diesem Jahr musste schmerzlich verzichtet werden. Dennoch wurden wir 2020 bestens mit neuer Musik versorgt. Falls ihr das ein- oder andere Schmankerl verpasst haben solltet, ist das nicht weiter schlimm, denn hier stellen wir euch ein paar der besten Album-Releases aus diesem Jahr vor!

Das Comeback des Jahres: Neaera

Das letzte Album ist schon sieben Jahre alt, als sich Neaera im Februar diesen Jahres mit einem neuen Album zurückmelden. Eigentlich hatten sie 2015 die Auflösung der Band erklärt, doch glücklicherweise konnten sie es wohl doch nicht lassen. Ihr Comeback unterstreichen sie, indem sie dem Album den Namen der Band selbst geben. Eine musikalische Neufindung, wie sie bei den Selftitled-Alben manch anderer Bands eingeläutet wird, gibt es bei Neaera nicht – aber das brauchen sie auch garnicht. Denn das neue Album walzt auf gewohnt hohem Niveau durch die Bereiche des Metalcores und Death Metals. Neaera beweisen, dass sie nichts verlernt haben und sich musikalisch treu geblieben sind. Bei dem ein oder anderen kommen beim Sound des Albums sicherlich nostalgische Gefühle auf.

Ein ertragreicher März mit den Alben von Heaven Shall Burn, Tenside und The Oblyvion

Mit ihrem Doppelalbum OF TRUTH AND SACRIFICE erreichten Heaven Shall Burn nach einer amüsanten Auseinandersetzung mit Pietro Lombardi den Platz 1 der deutschen Albumcharts. Bei der harten Spielart der Thüringer ist das eine mehr als ordentliche Leistung und für das Doppelalbum eine verdiente Auszeichnung. In den 19 Songs des Albums liefern Heaven Shall Burn ein episches Metal-Bollwerk, das möglicherweise als ihr bestes Album bezeichnet werden kann. Passend zum Doppelalbum sollte man auch das Doppel-Video zu “Protector” und “Weakness Leaving My Heart” auf keinen Fall verpasst haben.

Auch von Tenside aus München gab es ein neues Album im März. Mit GLAMOUR & GLOOM wird moderner Metal mit aggressiven Riffs und Shouts sowie dick aufgetragenen Chorussen dargeboten. Auch wenn sich Tenside selbst eher ungern dem Metalcore zuschreiben, bedienen sie damit sicherlich viele Fans von genau diesem Genre. Und auch mit diesem Album wurden die deutschen Album-Charts um eine Platte aus dem Metal-Bereich aufgewertet: GLAMOUR & GLOOM schaffte es auf Platz 45.

Dann gibt es noch ein Debütalbum, das wir an dieser Stelle sehr gerne erwähnen. Die Mannheimer Band The Oblyvion zeigt mit AMYGDALA, dass sie einen prominenten Platz in der Metal-Landschaft verdient. Musikalisch einzuordnen sind The Oblyvion im Metalcore und melodischen Death Metal, dabei machen sie aber deutlich, wie man die Genres modern aufbereitet. So werden die Songs zu vielen Teilen gekonnt mit Synthesizern aufgewertet, wodurch sich ein sphärischer und tragender Sound durch das gesamte Album zieht. Über ihr Album haben wir mit ihnen letzten Monat auf ein Bier gesprochen.

Der Frühling lässt nicht locker: Breakdowns At Tiffany’s und Unredd geben Gas

Melodisch ging es im April weiter mit dem Album ETERNAL LORDS von Breakdowns At Tiffany’s. Das dritte Album besticht mit einer schwermütigen und melodischen Atmosphäre, die gerne mal durch massive Breakdowns unterbrochen wird. Die epische Synthesizer-Untermalung funktioniert durchweg gut und die Stimmgewalt von Sänger Marius vermittelt gleicherweise mitreißende Verzweiflung und Aggression.

Kurz darauf, nämlich Anfang Mai, erschien die zweite Platte von UNREDD. Hier dürften sich alle Freunde des Djent freuen. Mit SECOND SELF liefern die Konstanzer ein mächtiges Album, das im Vergleich zu ihrem Debütalbum nochmal ordentlich eins draufsetzt. Death Metal, Hardcore und Djent werden verbunden zu einem Werk, das bei zukünftigen Auftritten mit Sicherheit die Moshpits zum Beben bringen wird. Eine melodische Note verleihen sie ihrem rauen Sound ab und an durch den Einsatz von Clean-Gitarren.

Rohe Brutalität auf dem neuen Longplayer von Nasty

Auch Hardcore-Fans konnten dieses Jahr auf ihre Kosten kommen. Besonders erwähnenswert ist dabei das neue Album MENACE von Nasty, das es im Oktober bis auf Platz 36 der deutschen Albumcharts schaffte. Neben feinstem Hardcore und Beatdown, scheuten sich Nasty auch nicht vor den ein oder anderen Metal-Einflüssen. Es ergibt sich eine druckvolle Produktion, die voll auf die Zwölf gibt. Möglicherweise mussten schon diverse Wohnzimmereinrichtungen unter dem Album leiden. MENACE gehört mit Sicherheit zu den besten Hardcore-Alben der letzten Zeit.

Callejon und Ghøstkid in düsterem Gewand

Düsterer als gewohnt erschallt das neue Album von Callejon, das im August diesen Jahres die Welt erblickte. Auch die Gesellschaftskritik kommt in METROPOLIS nicht zu kurz, indem der urbane Lebensstil lyrisch aufgegriffen und infrage gestellt wird. Musikalisch unverkennbar am Gesangsstil von Sänger Basti bewegen sich Callejon gewohnt im Bereich des modernen Metalcores und schaffen es trotzdem, mit dem neuen Album neue Qualitätsstandards zu setzen. Für viele Callejon-Fans ist METROPOLIS bestimmt das neue Lieblingsalbum.

Last but not least: Im November erschien das Debütalbum von Ghøstkid, das denselben Namen wie der Künstler selbst bekommen hat. Ghøstkid entspricht dem neuen Soloprojekt von Sushi, dem ehemaligen Eskimo-Callboy-Sänger. Die neue Musik ist dabei ein großer Schritt, weg vom Party-Metal, hin zu einem tiefgründigeren und düsteren Image. Und das ist bestens gelungen. Die vielschichtige Platte ist stilistisch schwer in eine Schublade zu stecken und liefert gleichermaßen ballernde Riffs, aggressive Shouts, elektronische Breaks und poppig anmutende Refrains. Auch auf bekannte Gäste wie Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn oder Johnny 3 Tears von Hollywood Undead verzichtet Ghøstkid nicht. Letzten Monat haben wir Ghøstkid auf ein Bier getroffen und über seinen neuen Weg und das Album gesprochen.

Boxen aufgedreht!

Musikalisch hat das Jahr 2020 also einiges zu bieten gehabt! Wir hoffen ganz stark, dass die neuen Alben im kommenden Jahr endlich auch live vorgestellt werden können. Genügend Material dafür gibt es ja offensichtlich. Ausgewählte Songs der vorgestellten Alben und viele weitere vielversprechende Releases aus der deutschen Metal-Landschaft findet ihr natürlich in unserer Spotify-Playlist: